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„Schleimiger“ Besuch in Aegidienberg

„Wow, ist die riesig!“, ruft ein Mädchen durch das Gemeindehaus. Die Besucher der Evangelischen Öffentlichen Bücherei Aegidienberg staunen nicht schlecht, als sie die vier Riesenachatschnecken sehen, die Michael Tonfeld mitgebracht hat. Die Schnecken messen zwischen zehn und 30 Zentimeter und sind dabei noch gar nicht ausgewachsen. Der Autor ist an diesem Freitagnachmittag nach Aegidienberg gekommen, um aus seinem Buch „Auf Leben und Tod. Die lange Reise einer Schnecke von Afrika nach Augsburg“ zu erzählen. Die Lesung findet im Rahmen der Bonner Buchmesse Migration statt. Der Dolmetscher Mohama Inalo übersetzt Michael Tonfelds Erzählung ins Arabische, damit auch Flüchtlingskinder der Geschichte folgen können.

Das Buch erzählt die Geschichte der Riesenachatschnecke „Wa bibio“, die in Ghana lebt und eines Tages von einem Jungen gefangen und auf dem Markt als Delikatesse verkauft wird. Dass die Schnecken wirklich gegessen werden sollen, können die Kinder gar nicht glauben. „Meint der das in echt?“, fragt mich ein kleiner Junge und als ich nicke, werden seine Augen noch größer. Schleimige Schnecken essen, das kommt für die Kinder nicht in Frage, lieber wollen sie hören, ob Wa bibio seinen Fängern entfliehen kann und eine sichere Zuflucht findet. Zusammen mit weiteren gefangenen Schnecken erlebt Wa bibio eine Reise, die sie nie vergessen wird und bei der die Schnecken mehr als einmal den Tod fürchten, bevor sie schließlich in Deutschland landen und ein neues Zuhause bei Michael Tonfeld und seiner Familie finden.

Neben der fantastischen Geschichte Wa bibios erfahren die Zuhörer viele Informationen über das Leben und den Alltag in Afrika und lernen Lebensmittel kennen, die in Afrika zu den Grundnahrungsmitteln gehören, in Deutschland aber fast unbekannt sind. Außerdem gibt es eine Menge Wissen über Schnecken und ihre Gewohnheiten. Wa bibio sitzt während der Geschichte auf Michael Tonfelds Hand und macht sich extra lang, um die Kinder zu beeindrucken und streckt ihre großen Fühler in alle Richtungen, als wolle sie bestätigen, was ihr Besitzer berichtet.

Zum Abschluss dürfen die Kinder die Schnecken streicheln und füttern. Ganz Mutige können die Schnecken auch mal selbst auf die Hand nehmen. Die Kinder können gar nicht genug von Wa bibio und ihren Kindern bekommen und werden in Zukunft die Schnecken im heimischen Garten sicher mit anderen Augen betrachten.

Text und Foto:
Judith Schumacher

Nach der Erfahrung in der Ev. Bücherei Aegidienberg
am letzten Freitag kann ich ein Projekt wie „sprach-
räume“ nur befürworten. Respektive die improvisierte
Simultanübersetzung ins Arabische hat mich hinsicht-
lich bislang ungenutzter Resourcen mehr als überzeugt.
                                              Michael Tonfeld  (Autor)